Tour de France, Champagne

Endlich! Angekommen! In der Champagne. Nun konnte unsere Tour de France richtig losgehen.

Landres, 31. Juli bis 1. August

Von Luxemburg aus ging es nach Landres, einer kleinen, mittelalterlich anmutenden Stadt auf einem Hochplateau mit wunderschönem Blick in die Landschaft.

Der städtische Campingplatz lag ebenfalls auf diesem Hochplateau und erfreute sich großer Beliebtheit. Da hier keine Plätze reserviert werden konnten, hieß es: rechtzeitiges Erscheinen sichert die besten Plätze. Daher starteten wir in Luxemburg für unsere Verhältnisse einigermaßen früh, so dass wir rechtzeitig ankamen und einen guten Platz (inklusive Stromanschluss) bekamen.

Langres besticht durch die engen Gassen (dieses Mal mit Lampenschirmen geschmückt),

einer alten Stadtmauer, auf der man fast rum rund um die Stadt spazieren kann,

sowie die Kathedrale Saint-Mammès aus dem 12. Jahrhundert.

Wir nutzen unseren Rundgang durch die Stadt selbstverständlich auch dazu, den ersten Champagner zu uns zu nehmen.

Urville, 1. bis 2. August

Zu meinem großen Glück war am nächsten Morgen in Landres noch Markt, da mussten wir natürlich hin! Hier wurde erst einmal Obst und Gemüse eingekauft, Pfirsiche und Aprikosen, viel frischer und vor allem süßer als sie bei uns gekauft werden können, ebenso Tomaten und Zucchini.

Danach starteten wir nach Urville, wo wir am Vortag bereits eine Führung durch die Kellerei Champagne Drappier gebucht hatten, selbstverständlich mit anschließender Verkostung.

Bereits die Fahrt dorthin war interessant und schön, hatten wir doch beschlossen, bei unserer Tour de France weitesgehend auf Autobahnen zu verzichten und stattdessen Landstraße zu fahren. Dieses Mal führte uns Google über so kleine Straßen, dass wir uns Gedanken darüber machten, was passieren würde, wenn uns einen Traktor entgegengekäme. Es ist aber alles gut gegangen.

Urville selbst ist ein kleines Dorf, ohne Restaurant, Bar oder auch nur einer Bäckerei, aber dafür mit mindestens sechs verschiedenen Champagner-Kellereien.

Wir haben gelernt:

Der Champagner von Drappier enthält immer einen Anteil Pinot Noir, d.h. Rotwein! Das Weingut hat eine Tradition, die bis ins zwölfte Jahrhundert zurück reicht. Damals war auf dem Grundstück eine Klosteranlage, in der Pinot Noir angebaut wurde. Drappier hat viele Jahrhunderte später diese Tradition fortgeführt und weiterhin Pinot Noir Trauben angebaut, zum Teil um tatsächlich Rotwein zu produzieren. Größtenteils aber wird der Rotwein als Bestandteil des Champagners verwendet, auch weißer Champagner ist immer eine Cuveé mit einem Rotweinanteil, zumindest bei Drappier.

Weiterhin haben wir gelernt, dass die Champagne größtenteils nicht aus Reben besteht, sondern dass vor allen Dingen Getreide, Raps und Sonnenblumen angebaut wird. Wir fuhren viele Kilometer durch die Champagne und fragten uns immer, wo sind denn eigentlich die Reben?

Aber natürlich haben wir sie gefunden! Denn in der Champagne angebaute und verarbeitete Trauben sind Voraussetzungen dafür, dass das Gebräu Champagner genannt werden darf.

Wir haben auch gelernt, dass in einer Flasche Champagner von Drappier rund 60 Millionen Bläschen sind. Champagnerflaschen müssen während der Gärung regelmäßig und nach einem bestimmten System gedreht werden. Bei den wertvollen, älteren und länger gelagerten Flaschen geht das tatsächlich noch von Hand, bei der Mehrheit der Flaschen allerdings machen das Maschinen, die wir leider nicht besichtigen durften.

Die größte Flasche, die Drappier abfüllt, ist eine 30 l Flasche (die immerhin 6000 € kostet), die kleinste die Piccoloflasche. Dazwischen gibt es fast alles.

Wie ihr also seht, es war ein lehrreicher Nachmittag, und der Champagner hat super lecker geschmeckt. Selbstverständlich haben wir vorsichtshalber einen kleinen Vorrat angelegt.

Hier kommen ein paar Fotos:

Da Drappier bei der Verkostung ziemlich großzügig war, war es ein Glück, dass wir mit dem Wohnmobil auf dem Parkplatz über Nacht stehen bleiben konnten.

Wir hatten uns auf einen ruhigen Abend im Freien mit einem chicen Steak, das wir auf den Grill werfen wollten, gefreut. Aber das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Bereits am Nachmittag gab es ein Gewitter, was uns nicht gestört hatte, waren wir doch im Keller. Diese Gewitterzelle drehte sich den ganzen Abend weiter über uns, so dass Dieter mit Schirm grillen und wir den Abend im Womo verbringen mussten, denn es hat bis nachts um eins durch geregnet.

Ja, leider ist das Wetter hier auch nicht so, wie man sich Sommer vorstellt. Nach den Regengüssen in Koblenz hatten wir in Luxemburg und Landres relativ viel Glück, denn wenn es regnete, dann nur nachts. Wir hoffen sehr, und so sind zumindest die Voraussagen, dass es in den nächsten Tagen wieder trockener und wärmer wird.

Lac d‘Orient, 2. bis 5. August

Für das bevorstehende Wochenende hatten wir uns einen Campingplatz an einem der vielen Seen in der Champagne ausgesucht. 

Auf dem Weg dahin machten wir Station in Troyes.

Schmale Gassen und glanzvolle Gotteshäuser, auf 1 km bestimmt drei Kathedralen, hier scheint die Zeit im Mittelalter still gestanden zu sein. Das ist sie natürlich nicht, denn auch in Troyes gibt es moderne Restaurants, Cafés und Geschäfte in den alten Gebäuden. Aber es gibt auch die Kehrseite: viele der alten Gebäude scheinen zu verrotten, sind auf jeden Fall nicht saniert. Bei anderen sind die Giebel schief oder die Häuser neigen sich zur Seite.

Der Campingplatz ist einfach, aber schön angelegt, und hat einen kleinen Shop. Was braucht der Mensch beim Campen? Klopapier, Spülmittel, Tomatensoße und vor allem: Champagner! Es ist auf jeden Fall unser erster Campingplatz, wo es gekühlten Champagner und Wein zu kaufen gibt, aber kein Bier.

Wir haben zwei entspannte Tage auf diesem Campingplatz verbracht. Bei gemischten Wetter haben wir mit einer Fahrradtour, die rund 30 km lang war, den Lac d´Orient umrundet. Der See gehört zu den sog. vier großen Seen, die 1970 angelegt wurden, um die Flüsse Seine und Aube zu regulieren und vor allem Paris vor Hochwasser, zu schützen. Ich habe selten so schöne Fahrradwege erlebt, wie bei dieser Rundfahrt. Der See ist ein Stausee, so dass wir teilweise auf der Staumauer sowie auf breiten und asphaltierten Wegen fuhren. Unterwegs gab es noch ein einen wunderbaren Eisbecher. Denn hier fanden sich an mehreren Stellen Badestellen Deluxe, sowie man sich französisches Beachlife eben vorstellt.

Dann war es Zeit, weiter zu ziehen.

Épernay, 5. bis 7. August

Unser nächstes Ziel war Épernay, die heimliche Hauptstadt der Champagne. Wieder sind wir über Land gefahren und haben uns über die karge Landschaft gewundert. Und natürlich haben wir uns gefragt: wo sind die Reben?

Hier in Épernay haben wir sie dann gefunden. Denn hier dreht sich alles, aber auch wirklich alles um den Champagner. Nicht nur, dass hier viele Hersteller ihre perlenden Getränke präsentieren und verkaufen, sondern hier haben wir auch Zulieferer wie z.B. Kartonagenhersteller gesehen.

Den Campingplatz, wieder ein städtischer Campingplatz, wie es sie in Frankreich zu Hauf gibt, hatten wir ein paar Tage vorher gebucht, was sich als gut herausstellte, denn als wir ankamen, war er ausgebucht. Wir reisen in der Hochsaison, und das merkt man auch. Es sind vor allem Holländer, Belgier, Engländer, ein paar Skandinavier und Deutsche unterwegs.

Unsere Parzelle war allerdings so klein, dass wir uns schräg reinstellen mussten. Aber wie sagt man so schön: Platz ist in der kleinsten Hütte.

Nachdem das Wohnmobil seinen Platz gefunden und wir den Aufbau fertig hatten, mussten wir uns noch stärken, denn eine Champagnerprobe auf leeren Magen verträgt sich nicht.

Mit dem Fahrrad ging es die rund 3 km zur Avenue du Champagne, wo sich auf 2 km fast alle namhaften Champagnerhersteller fanden, eine Anlage schicker und gigantischer als die andere.

Und natürlich probierten wir das eine oder andere Tröpfchen. Champagner-Tastings sind schon lecker, da kann man sich daran gewöhnen.

Abends haben wir dann noch in dem Restaurant unseres Campingplatzes am Ufer der Marne lecker gegessen, Gänsebesuch inklusive.

Aber das war ja nicht alles. Wir hatten ja noch einen weiteren Tag in Épernay, aber auf Anraten des Reiseführers sind wir nicht noch einmal in die Stadt gefahren, sondern nach Hautevillers, das ist ein Ort außerhalb, in den Weinbergen gelegen, in dem die eigentliche Wiege des Champagner steht.

Und auf dem Weg dorthin haben wir sie endlich gefunden: Reben über Reben, die Hänge des Marnetals sind voll davon. Hier gedeihen sie, die drei Traubensorten, die für die Champagnerherstellung verwendet werden: Pinot Noir, Chardonnay und Pinot Menuier.

Hier in Hautevillers hat im 17. Jahrhundert der Mönch und Kellermeister Dom Perignon entdeckt, wie man Wein Bläschen zusetzt, so dass er prickelt. Das war der Beginn der Champagnerproduktion. Ihm ist dort auch eine Statue gewidmet. Und ähnlich wie in Urville oder Épernay finden sich auch in diesem kleinen Ort eine Vielzahl von Champagnerkellereien. Es bedarf keiner Erwähnung, dass wir auch hier die eine oder andere Kostprobe genommen haben.

Nun war es an der Zeit, die Zelte abzubrechen und weiterzufahren.

Reims, 7. August

Unser nächstes Ziel war Reims. Eigentlich wollten wir ja eine Nacht auf dem Stellplatz verbringen. Aber wir fanden ihn nicht. Irgendwie hat uns Google in die Irre geleitet, das fing schon mit einer Baustelle (und damit einer gesperrten Straße) an. Immerhin führte uns Google zu einem Parkplatz, der am Stadion von Reims liegt. Auf dem Weg dahin haben wir uns verfahren und mussten durch eine Dreißigerzone und Einbahnstraße, wo es wirklich um Zentimeter rechts und links ging. Aber dank Dieters Fahrkünsten haben wir es geschafft. Also das Fahrzeug abgestellt und zu Fuß in die Stadt!

Unser Ziel war die Kathedrale. Denn hier wurden Frankreichs Könige über 1000 Jahre hinweg gekrönt. Und wir wurden nicht enttäuscht!

Aber zunächst einmal mussten wir uns stärken und haben, statt Abends zu essen zu gehen, ein Dinner zu Mittag eingenommen, wie hier üblich als Menü. Wir wurden nicht enttäuscht. Ein Blick in die Google Rezensionen hnterher zeigte uns, dass wir genau richtig waren.

Gestärkt gingen wir zur Besichtigung der Kathedrale, die genau gegenüber lag.

Die Kathedrale von Reims ist ein Meisterwerk der Gotik mit gutem Grund, denn das von 1211 bis 1516 errichtete Gotteshaus gilt als eines der schönsten Zeugnisse gotischer Baukunst. Und wie sollte es anders sein, 1991 hat die UNESCO es als eines der ersten Bauwerke überhaupt in ihre Weltkulturerbeliste aufgenommen.

Die Kathedrale wurde zu Beginn des ersten Weltkrieges, im September 1914 von der deutschen Armee beschossen, in Brand gesetzt und schwer beschädigt. Selbstverständlich wurde sie danach wieder aufgebaut.

Sehenswert sind vor allem die Glasfenster, darunter eines gestaltet von Marc Chagall.

Daneben hat die Kathedrale 2303 Skulpturen, viele davon an den Portalen.

Reims selbst hat durchaus weitere beeindruckende Gebäude, hat uns aber als Stadt aber nicht sonderlich fasziniert.

Mittlerweile war das Thermometer auf 30 Grad gestiegen, so dass wir froh waren, außerhalb der Stadt auf einem netten Campingplatz übernachten zu können.

Das war die Champagne, weiter geht es mit dem Normandie.


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