Tour de France, Normandie

Nach einer Woche in der Champagne und etlichen Flaschen an Bord war es Zeit, unsere nächste Etappe zu beginnen, und das ist die Normandie.

Auf dem Weg von Reims dorthin sind wir durch Zufall auf den Chemin des Dames gelangt, also auf den Weg der Damen. Dieser Weg geht zurück auf die Zeit von Ludwig XV, anlässlich dessen Jagdgesellschaften die mitreisenden Damen diesen Weg bevorzugten.

Im Ersten Weltkrieg verlief dann auf diesem Weg, der sich auf einem Bergrücken befindet über drei Jahre lang die Front. Auch im Zweiten Weltkrieg fanden hier Gefechte statt. Heute ist der Chemin des Dames ein berührendes Freilichtmuseum über rund 40 km.

Wir haben im Vorbeifahren viele Soldatenfriedhöfe, vor allem französische, aber auch britische, amerikanische und deutsche gesehen. Es gab Gedenkorte, Statuen, Panzer und vieles mehr.

Bei einer Gedenkstätte haben wir dann doch angehalten, an der sog. Dragoner Höhle. Dort hatten sich im Ersten Weltkrieg deutsche Soldaten einen Gefechtsstand, ein kleines Lazarett sowie Platz für ein ganzes Bataillon in einem System aus Höhle und Tunneln geschaffen. Leider durfte Andra nicht mit in das Museum, zusätzlich war es gänzlich in Französisch, so dass wir relativ schnell weiter fuhren. Ein Bild von außen gibt es zumindest.

Schon in der Champagne sind wir auf Spuren der Weltkriege gestoßen, und als Deutsche ist man besonders betroffen. Die Landungsstrände der Alliierten liegen weiter im Westen, diese stehen selbstverständlich auch noch auf unserem Programm.

Dieppe, 8. bis 11. August

Nach rund 250 km auf der Landstraße kamen wir abends auf unserem Campingplatz in der Nähe von Dieppe an. Schön ist es hier. Wer schon einmal an der Südküste Englands war, findet hier das Pendant. Man könnte denken, England wäre mit einem Messer vom Kontinent getrennt worden, so ähnlich sind sich die Küsten.

Und wieder einmal sind wir froh, dass wir E-Bikes haben. Denn auch hier geht es bergauf und bergab, das haben wir auf unserer 30 km langen Radtour nach Dieppe und zurück gespürt.

Wir merken natürlich auch, dass wir in den französischen Ferien unterwegs sind. Die Campingplätze sind voll und auch in Dieppe war die Hölle los.

Dennoch fanden wir ein Plätzchen mit Blick auf den Hafen und gönnten uns Moules frites, Muscheln mit Pommes.

Und auch hier ist die Erinnerung an den Krieg, dieses Mal an den Zweiten Weltkrieg, gegenwärtig.

Nach einem entspannten Tag am Strand geht es weiter. Nächstes Ziel: die Alabasterküste.

Die Strände sind bei Flut reine Kieselstrände, erst die Ebbe gibt wunderbare Sandstrände frei. Der Tidenhub beträgt rund acht Meter.

Fécamp, 11. bis 14. August

Reisen in der Hauptsaison heißt, Kompromisse hinsichtlich der Ziele, zu machen, weil die meisten Campingplätze doch ausgebucht sind. Wir hatten den Platz bei Dieppe wie auch weitere bis Mitte August bereits vorgebucht, das war auf jeden Fall richtig, denn die Campingplätze sind bereits voll, wenn man ankommt.

Daher sind wir jetzt auf diesem Platz in der Nähe von Fécamp gelandet. Er ist zwar sehr schön, und die Sanitäranlagen sind auch gepflegt, aber er ist eben 5 km von dem Städtchen und damit auch von der Küste entfernt. Der letzte Campingplatz lag immerhin in Spaziergangsdistanz zum Strand. Und eigentlich wollten wir auch gar nicht hier hin, sondern ein Stück weiter, wo die Alabasterküste, so heißt dieser Küstenabschnitt hier in der Normandie, am Schönsten ist. Warum ich dies erkläre: Um die weltberühmten Felsen von Étretat sehen zu können, mussten wir uns aufs Fahrrad schwingen!

Das haben wir gestern auch getan und sind 26 km (nur der Hinweg!) gefahren, um diese Felsen zu sehen. Die Strecke war wie immer, sehr schöne Wege bzw. kleine Sträßchen, aber bergauf bergab. Unterwegs gab es einige schöne Stationen und Ausblicke.

In Étretat selbst waren Heerscharen von Menschen unterwegs. Wir wurden mit aller Deutlichkeit daran erinnert, dass wir in der Hochsaison unterwegs sind.

Aber das ist ja auch verständlich, denn alle wollen diesen Falaise d‘Aval, wie dieser Fels heißt, sehen.

Denn bereits Claude Monet hat im 19. Jahrhundert diese Felsformation durch seine Bilder berühmt gemacht.

Leider das Handy schief gehalten.

Wir hätten eigentlich noch weitergehen und auf den Felsen klettern müssen wie tausende andere auch, um diese Felsformationen in voller Schönheit zu sehen, aber das war uns letztlich zu anstrengend, angesichts der Tatsache, dass wir auch noch 25 km zurückfahren müssen mussten. Im Nachhinein eine weise Entscheidung!

Nach einem kleinen Bummel durch den Ort selbst traten wir die Rückfahrt an. Dieses Mal fuhren wir nicht an der Küste entlang, um uns die Berg- und Talfahrten zu ersparen, was für den Großteil der Strecke dann auch zutraf. Die nur kurze Distanz von knapp 3 km jagte uns Tante Google jedoch über einen Waldweg, der seinesgleichen sucht. Im besten Fall noch geschotterter Untergrund, durchzogen von fetten Pfützen, so dass wir mit Fahrrad und Anhänger auf den kleinen Umgehungswegen fahren mussten. Als wir dachten, wir hätten es endlich hinter uns, ging es 500 m steil bergauf, aber auf einem derart schmalen und schwierigen Pfad, dass wir nur schieben konnten und trotz elektrischer Schiebehilfe kaum hoch kamen. Dass Andra laufen musste, war für sie das kleinste Problem, aber Dieter musste sie noch an der Leine führen. Jedenfalls wird diese Tour in die Annalen unserer schwierigsten Radtouren eingehen und kommt gleich nach der Tour durch den Wienerwald (2020). Leider haben wir es versäumt, Fotos von der Strecke zu machen.

Nach insgesamt 52 km kamen wir erschöpft, aber voll toller Eindrücke und Bilder im Kopf zurück.

Wir blieben noch einen weiteren Tag, der sich allerdings sehr faul gestaltete, außer dass wir mal wieder waschen mussten. Auch Andra gönnte sich eine Pause.

Als wir dann zu einem Stadtbummel los wollten, fing es an zu regnen, zwei Stunden später sind wir dann doch noch los, daher gibt es nur ein paar Bilder mit grauem Himmel und ein paar mit blauem vom Tag zuvor.

Am nächsten Tag ging es dann weiter, das lest ihr im folgenden Beitrag.


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