Tour de France, Südfrankreich, Avignon

Die Ardèche gehört wie das Zentralmassiv formal bereits zu Südfrankreich, aber so richtig nach Provence und Südfrankreich fühlt es sich erst hier in Avignon an.

Avignon, 15. – 19. September

Wer kennt nicht das Lied „Sur le Pont d’Avignon …“? Nun stehen wir mit unserem Wohnmobil auf dem gleichnamigen Campingplatz der berühmten Brücke gegenüber. Der Platz liegt auf einer Insel in der Rhône – und im Gegensatz zur Loire hat die Rhône auf beiden Seiten der Insel richtig viel Wasser, es ist ja auch nicht mehr weit bis zu ihrer Mündung im Mittelmeer.

Aber der Blick auf die Brücke ist nicht das Einzige, was wir sehen; der berühmte Papstpalast liegt gleich nebenan, eine einzigartig schöne Stadtansicht.

Direkt neben unserem Campingplatz fährt eine kleine Fähre, die uns in die Altstadt Avignons bringt, kostenlos! Also sind wir direkt los, um uns zumindest die Brücke anzusehen, ging aber nicht, denn sie kostet Eintritt und mit Hund sowieso nicht. Daher gab es noch einen kleinen Bummel durch Avignon und einen Sundowner.

Am nächsten Tag ließen wir Andra im Wohnmobil und machten uns auf, den berühmten Papstpalast zu besichtigen. Bei den Eintrittskarten war dann auch die berühmte Brücke, die ja eigentlich gar keine mehr ist, inklusive und Rabatt für die Ü60 gab es auch noch.

Also ab auf die Brücke. Die Pont-Saint-Bénézet, wie sie richtig heißt, wurde Mitte des 14. Jahrhunderts errichtet und existiert aufgrund größeren Flutkatastrophen beginnend im Jahr 1660 nur noch als Ruine. Sie ist das Wahrzeichen Avignons. Die Brücke bestand aus 22 Bögen, von denen heute nur noch vier stehen, und hatte wohl eine Länge von 915 Metern. Die dürfte zur damaligen Zeit die größte Brücke Europas gewesen sein. Sie überspannte nicht nur beide Arme der Rhône, sondern auch die Île de la Barthelasse, auf der auch unser Campingplatz liegt.

Aber unser eigentliches Ziel war ja der Papstpalast, der größte gotische Palast der Welt mit einer Fläche von 15.000 qm. Er zählt auf jeden Fall zu den spektakulärsten Gebäuden Südfrankreichs – ein UNESCO Weltkulturerbe.

Aber warum gibt es überhaupt einen Papstpalast in Avignon? Der neugewählte Papst Clemens V., ein Franzose, ging nicht nach Rom, sondern ließ sich 1305 in Lyon zum Papst weihen. Als anschließend ein würdiger Amtssitz für ihn gesucht wurde, fiel die Wahl auf die kleine Stadt Avignon, die der Kirche gehörte. Der Papstpalast war zwischen 1335 und 1430 Residenz verschiedener Päpste und Gegenpäpste – und war damit das Zentrum des Christentums. Die großartigen Säle wurden während der französischen Revolution ihrer kostbaren Möblierung beraubt. 1810 wurde der Palast zur Kaserne, was das Ende der noch verbliebenen Kunstschätze bedeutete. Von den zahlreichen Fresken und Gemälden auf den Mauern sind nur noch Andeutungen zu sehen.

Die schiere Größe des Palastes, die großen Säle (allein der große Speisesaal ist 50 m lang), die dicken Mauern und die Pfeiler sind tatsächlich sehr beeindruckend. Wir bekamen statt des traditionellen Audioguides ein Tablet mit einer multimedialen Erläuterung und Darstellung, die aber nichts taugte, jedenfalls kamen wir nicht wirklich damit klar…

Da der Palast auch gerne für Ausstellungen genutzt wird, kamen wir auch in diesen, ich will mal sagen, zweifelhaften Genuss einer Installation, die teilweise ganz schön war, die aber m.E. der Würde und Bedeutung des Palastes nicht gerecht wurde und daher fehl am Platz war.

Vom riesigen Ehrenhof bekamen wir auch nicht viel zu sehen, weil dieser für eine große Open-Air-Veranstaltung bestuhlt war. Insgesamt war es ein interessanter Besuch, der aber viele Fragen nicht beantwortet hat.

Am nächsten Tag ließen wir es langsam angehen. Wir sind zunächst mit dem Fahrrad zur Markthalle gefahren, wo ich tatsächlich ein frisches, glutenfreies Brot bekommen habe. Danach machten wir eine kleine Fahrradtour, die uns entlang der alten Stadtmauer führte.

Avignon hat uns gut gefallen, es herrscht eine sehr junge, quirlige Atmosphäre, die sich auf vielen Plätzen mit Cafés und Restaurants widerspiegelt; hier noch ein paar Fotos.

Abends waren wir noch in einem Restaurant essen, das quasi direkt neben dem Campingplatz und vor allem direkt am Ufer der Rhone lag.

Pont du Gard, 19. September

Nach der Port d’Avignon mussten wir noch die berühmte Port du Gard besichtigen. Leider war sie zu weit von Avignon entfernt, so dass wir nicht mit den Rädern hinfahren konnten. Daher machten wir auf unserem Weg gen Süden noch einen kleinen Schlenker, um das berühmte Bauwerk aus römischer Zeit zu sehen.

Die Pont du Gard war Teil einer etwa 50 km langen Wasserleitung, mit der Wasser von Quellen zur römischen Stadt, dem heutigen Nimes, transportiert wurde. Die Brücke ist 49 m hoch und umfasst drei Etagen. Auf der oberen Ebene verläuft das rechteckige Gerinne der Wasserleitung, das 1,80 m hoch und 1,20 m breit ist und ein Gefälle von 0,34 Promille aufweist. Auf der unteren und mittleren Ebene der Brücke befinden sich Arkaden aus 61 bis zu 6 t schweren Steinen, die ohne Mörtel verbaut worden sind. Das Aquädukt stammt aus dem ersten Jahrhundert n. Chr., und man geht davon aus, dass etwa 20.000 m³ Wasser täglich nach Nimes floss, was zu der Zeit etwa 20.000 Einwohner hatte. Es gehörte einer zu 50 km langen Wasserleitung, die nicht nur oberirdisch geführt wurde, sondern in Teilen auch als Kanal in den Fels gehauen werden musste. Auf welche Weise die damaligen Bauingenieure eine derart exakte Berechnung hinsichtlich des benötigten Gefälles angestellt haben, ist bis heute ungeklärt.

Wir waren jedenfalls schwer beeindruckt und froh, dass wir diesen Schlenker noch gefahren sind. Danach ging es auf die Autobahn an die Côte d’Azur.


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